Fragiles Eis, bald bricht es, bald taut es

Nicht nur mir, ich weiß, wird der Winter zu lange.
Trotzdem nehme ich in Anspruch, besonders hart auf die Frühlingssonne zu warten, durchgefroren an Leib und Seele -
in Anbetracht der Tatsache, dass der heurige Winter mir ziemlich einiges an gesundheitlichem Ungemach gebracht hat.
Wenn ich, Winter und Ungemach zum Trotz, eines gelernt habe in den letzten Monaten, dann ist es: Geduld. Vielleicht habe ich es auch nicht gelernt, sondern Winter und Ungemach haben es mich gelehrt. Lernen, scheint mir, geschieht ja eher freiwillig, das andere eher verordneterweise...
Den Gedanken habe ich dann, geduldig, weiterverfolgt, vom eigenen Leben angefangen bis hin zur Politik, wobei ich dann einmal mehr draufgekommen bin, wie sehr das bei mir Eines geworden ist. Neil Young meint dazu: "The same things that make you live will kill you".
Wollen wir nicht hoffen...
Zurück zu Politik, Geschwindigkeit und Geduld: Die Beschleunigung des Geschäftes miterlebend und selber einer der Ungeduldigsten und Vorwärtstreibenden, weil nicht mit ansehen könnend, wie zögerlich neue Chancen wahrgenommen, alte Dummheiten jedoch ständig wiederholt werden, komme ich dennoch zum paradoxen Fazit: Wir müssen ganz schnell anfangen langsamer zu werden. Sonst geraten Gesellschaft, Staatengemeinschaft, die Menschen an sich und letztlich der ganze Planet mit Sicherheit komplett aus den Fugen und wir fliegen uns selber in Fetzen um die Ohren. Sage ich jetzt, da ich seit einer Weile runter bin vom sich immer rascher drehenden Karussell. Hab also gut reden, so von außen. Kann den Kopf schütteln, über die Karussellfahrer, die vor lauter Drehschwindel nicht mehr wahrnehmen, dass die Welt nicht nur Fliehkraft, sondern auch Schwerkraft ist und zwar hauptsächlich, weil Berge, Häuser und sogar Banken nur deshalb stehen bleiben.
Mal schauen, was ich tun und sagen werde, wenn ich selber wieder zugestiegen bin.
Ich warte jetzt einmal den Frühling ab.
rauch - 9. Mär, 21:05