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Ora et labora

Manchmal führt mich das Politikerleben an besondere Orte und beschert mir innerhalb weniger Stunden krass Widersprüchliches.
Kraft meines Amtes bin ich Mitglied des "Beirates der Hypo Landesbank Vorarlberg", ein vollkommen unwichtiges Gremium, in dem keine einzige relevante Entscheidung fällt, das aber trotzdem - oder gerade deswegen - rund vierzig Mitglieder umfasst, die zweimal jährlich zu einer Sitzung eingeladen werden. Diesesmal ist das wie folgt abgelaufen:

Man traf sich im Kloster Mehrerau . Tagesordnungspunkt eins war dann auch eine Führung. Angeführt vom Pater Abt höchst persönlich wurde die Bibliothek besichtigt.
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Mehr als 120.000 Bände, die ältesten aus dem 14. Jahrhundert, quer durch alle Fachbereiche, werden in den kommenden Jahren neu erfasst und elektronisch katalogisiert. Große Bibliotheken machen immer Eindruck auf mich und fast augenblicklich befiel mich eine große Sehnsucht , möglichst viel davon zu lesen. Der Abt erzählte über die Arbeit mit den Büchern, das mönchische Leben (fünf Uhr aufstehen, beten, arbeiten, wieder beten, ganz viel schweigen, wieder beten, essen, beim Essen schweigen, schweigend essend vorgelesen bekommen....) was nicht so ganz meines wäre - das Lesen ausgenommen - und tat das mit einer grenzenlosen Ruhe, einem enzyklopädischen Wissen, und einer feinen Ironie, wenn es um fehlende Subventionszusagen ging. Erkennbar auch an seiner Schilderung, dass die Abspaltung der Zisterzienser von den Benediktinern deshalb erfolgt sei, weil die Benediktiner seinerzeit in Streit darüber verfielen, ob man aus dem Wahlspruch des Ordens, "ora et labora", das "labora" nicht vielleicht streichen könnte...
Er hatte viel Zeit, der Pater Abt. Viel mehr Zeit als alle die Beiratsmitglieder, die fortlaufend verstohlen auf die Uhr sahen und kaum richtig zuhörten. Am Ende konnten Fragen gestellt werden, aber es blieb bei einer Höflichkeitsfrage.
Die Führung dauerte eine Stunde.

Tagesordnungspunkt zwei war der Bericht des Vorstandes der Bank, wo dann schneidig mit den unvermeidlichen powerpoint-slides alle möglichen charts präsentiert wurden und in raschem, präzisem Bankendeutsch den Anwesenden, jetzt allesamt andächtig lauschenden, mitgeteilt wurde, dass das Rating der Hypo bei immer noch fast AAA liege, das EGT 51 Mio Euro und der Überschuß 39,3 Mio Euro betragen habe, was erfreulich sei, weil eine überproportionale Steigerung in sehr kurzer Zeit und dass die Märkte sich weiter prächtig entwickeln, was wiederum auf die Gewinnaussichten sich positiv auswirke, nur der Aktienmarkt mache etwas Sorgen, weil das US-Haushaltsdefizit massiv anwachse, die Immobilienblase aber sich drohe zu entleeren, allerdings nicht langsam, wie es sich für eine Blase gehöre, sondern abrupt, ein Platzen sei nicht ausgeschlossen (natürlich hier sinngemäß wiedergegeben...) aber immerhin könne eine ATX-Gewinnprognose von gut sieben Prozent für die nächsten zwölf Monate prognostiziert werden (ich wollte spontan das Legen eines Katheters vorschlagen, weil das doch zu einer gleichmässigen Entleerung und Verteilung der Gewinne führen würde, ließ es aber dann bleiben).
Auch solle konservativ in Gold investiert werden, so der Tipp an die immer noch andächtig lauschenden Anleger (Anlegerinnen waren keine da, nur zwei Werbefrauen von der Bank, die alles auf- und hinterher gewiss wieder abbauen mußten). Dann gab es noch Fragen, viele, und alle drehten sich ums Geld, bzw. dessen Vermehrung in kürzest möglicher Zeit.

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Tagesordnungspunkt zwei dauerte 32 Minuten.

Tagesordnungspunkt drei, Essen, habe ich mir geschenkt und bin stattdessen vor mich hin sinnierend stadteinwärts gegangen, resümierend, dass die Bücher des Klosters mich sehr, jene der Bank hingegen kaum interessiert hatten.
Ob diese Gewichtung dem gewichtigen Amt eines Beiratsmitgliedes der Hypo Vorarlberg entspricht und statuten- sowie rechtskonform ist, entzieht sich meiner Kenntnis, ich meinte aber beim Weggehen erkannt zu haben, dass der Pater Abt mir dafür mit einer kaum wahrnehmbaren Geste die Absolution erteilt hatte...

6 Milliarden jährlich

Und das ganze nennen sie dann "Konsolidierungsbedarf" statt Budgetkürzung.

MenschenMeinungen

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