Rumänien, Bulgarien
Donnerstag bis Sonntag vergangener Woche hatte ich Gelegenheit, an einer Exkursion des Europapolitischen Ausschusses des Vorarlberger Landtages nach Rumänien und Bulgarien beizuwohnen. Ziel: sich vor Ort ein Bild zu machen über zwei "junge" Mitglieder in der EU, v.a. hinsichtlich wirtschaftlicher Entwicklung, Sozial- und Bildungswesen sowie Perspektiven in Zeiten der Krise.
Einige Eindrücke in Kurzform (unvollständig!):
1. Rumänien hat seit dem dramatischen und blutigen Dezember 1989 viel geleistet: innerhalb von 20 Jahren von einer Diktatur in die Europäische Union, vom Armenhaus zum Wirtschaftswunderland mit zweistelligen Wachstumsraten - und wieder zurück (seit 2008).
2. Es gibt ein Parlament, es gibt einen Präsidenten, es gibt Wahlen und es gibt, tatsächlich, eine freie Presse mit u.a. 14 erscheinenden Tageszeitungen alleine in Bukarest.
3. Es gibt auch: Korruption, Schattenwirtschaft und jede Menge alter Securitate- und Ceausescu-Leute in den neu entstandenen Parteien, die sich rasch an die neuen Verhältnisse "angepasst" haben. (Kennen wir in Österreich auch, wo ja Ex-Nazis nach 1945 in Verwaltung und Politik untergekommen sind...)
4. Die Kluft zwischen ganz arm und ganz reich ist riesig, trotzdem gibt es "Hinterlassenschaften" aus dem seinerzeit real existierenden Sozialismus, die beibehalten wurden, z.B. eine Krankenversorgung für alle, egal, ob versichert oder nicht
5. Die Landwirtschaft liegt am Boden, obwohl ebendieser äußerst fruchtbar und in reisigen Flächen vorhanden wäre
6. Infrastruktur wird auf- und ausgebaut, auch mit EU-Fördermitteln, die aber nur zu 5% (!) abgeholt werden, auch, weil der Verwaltung die Erfahrung in der Abwicklung von Förderansuchen und Projektbeschreibungen fehlt
7. Sinti und Roma werden Zigeuner genannt, aber so offen rassistisch wie die Ungarn sind die Rumänen nicht
8. Bulgarien hat ein Bildungswesen, das auf die Gesamtschule setzt, Fremdsprachen forciert (22 Unterrichsstunden im 1 Jahre für die 1. Fremdsprache!) und dann allerdings das Problem, dass die gut ausgebildeten Jungen reihenweise das Land verlassen
9. Niergendwo in Europas Hauptstädten fahren mehr Luxusklasse-Limousinen herum wie in Sofia, wo man aber auf der anderen Seite als Hilfsarbeiter nicht mehr verdient wie 300-400 Euro, wovon die Hälfte für eine Wohnung berappt werden muss.
10. Bulgarien hat eine Flat-Tax von 10%, was soviel heißt, dass der 400-Euro-Hilfsarbeiter von seinem Lohn genauso 10% abliefert wie der 4000-Euro-Spitzenbeamte oder der 40.000-Euro-Manager. Effekt: keine Kohle in der Staatskasse um Infrastruktur zu erhalten.
11. Bei den Orthodoxen gehen am Sonntag auch nicht viel mehr Leute in die Kirche wie bei den Katholiken, dafür singen sie schöner
12. Vor den Boomjahren kostete ein m² Grund für Betreibsansiedlungen 0,03 Euro, 2008 war unter 40 Euro pro m² nichts mehr zu bekommen, jetzt ist die Blase geplatzt und alle warten schreckerstarrt, dass die ins bodenlose gefallenen Bodenpreise wieder steigen...
13. Die Rumänen wollen die öffentlichen Einkommen (Beamte, Lehrer...) um 25% kürzen, alle Pensionen um 15% - weil das eine Auflage des IWF war, damit 12,9 Mrd Kredite in das Land fließen (Hilfe in der Krise...)
14. Viele Rumänen und Bulgaren können besser Deutsch und Englisch als die Mitglieder es Europaausschusses des Vorarlberger Landtages
15 und letztens: dass Fluggesellschaften und Busunternehmen in Osteuropa unsicherer sind als hierzulande ist eine Legende: einen Hydraulikdefekt nach der Landung hatte der Swiss-Flieger in Zürich und der Bus, der uns vom Flughafen abholen sollte kam eine Stunde zu spät - ebenfalls wegen eines Defektes.
Einige Eindrücke in Kurzform (unvollständig!):
1. Rumänien hat seit dem dramatischen und blutigen Dezember 1989 viel geleistet: innerhalb von 20 Jahren von einer Diktatur in die Europäische Union, vom Armenhaus zum Wirtschaftswunderland mit zweistelligen Wachstumsraten - und wieder zurück (seit 2008).
2. Es gibt ein Parlament, es gibt einen Präsidenten, es gibt Wahlen und es gibt, tatsächlich, eine freie Presse mit u.a. 14 erscheinenden Tageszeitungen alleine in Bukarest.
3. Es gibt auch: Korruption, Schattenwirtschaft und jede Menge alter Securitate- und Ceausescu-Leute in den neu entstandenen Parteien, die sich rasch an die neuen Verhältnisse "angepasst" haben. (Kennen wir in Österreich auch, wo ja Ex-Nazis nach 1945 in Verwaltung und Politik untergekommen sind...)
4. Die Kluft zwischen ganz arm und ganz reich ist riesig, trotzdem gibt es "Hinterlassenschaften" aus dem seinerzeit real existierenden Sozialismus, die beibehalten wurden, z.B. eine Krankenversorgung für alle, egal, ob versichert oder nicht
5. Die Landwirtschaft liegt am Boden, obwohl ebendieser äußerst fruchtbar und in reisigen Flächen vorhanden wäre
6. Infrastruktur wird auf- und ausgebaut, auch mit EU-Fördermitteln, die aber nur zu 5% (!) abgeholt werden, auch, weil der Verwaltung die Erfahrung in der Abwicklung von Förderansuchen und Projektbeschreibungen fehlt
7. Sinti und Roma werden Zigeuner genannt, aber so offen rassistisch wie die Ungarn sind die Rumänen nicht
8. Bulgarien hat ein Bildungswesen, das auf die Gesamtschule setzt, Fremdsprachen forciert (22 Unterrichsstunden im 1 Jahre für die 1. Fremdsprache!) und dann allerdings das Problem, dass die gut ausgebildeten Jungen reihenweise das Land verlassen
9. Niergendwo in Europas Hauptstädten fahren mehr Luxusklasse-Limousinen herum wie in Sofia, wo man aber auf der anderen Seite als Hilfsarbeiter nicht mehr verdient wie 300-400 Euro, wovon die Hälfte für eine Wohnung berappt werden muss.
10. Bulgarien hat eine Flat-Tax von 10%, was soviel heißt, dass der 400-Euro-Hilfsarbeiter von seinem Lohn genauso 10% abliefert wie der 4000-Euro-Spitzenbeamte oder der 40.000-Euro-Manager. Effekt: keine Kohle in der Staatskasse um Infrastruktur zu erhalten.
11. Bei den Orthodoxen gehen am Sonntag auch nicht viel mehr Leute in die Kirche wie bei den Katholiken, dafür singen sie schöner
12. Vor den Boomjahren kostete ein m² Grund für Betreibsansiedlungen 0,03 Euro, 2008 war unter 40 Euro pro m² nichts mehr zu bekommen, jetzt ist die Blase geplatzt und alle warten schreckerstarrt, dass die ins bodenlose gefallenen Bodenpreise wieder steigen...
13. Die Rumänen wollen die öffentlichen Einkommen (Beamte, Lehrer...) um 25% kürzen, alle Pensionen um 15% - weil das eine Auflage des IWF war, damit 12,9 Mrd Kredite in das Land fließen (Hilfe in der Krise...)
14. Viele Rumänen und Bulgaren können besser Deutsch und Englisch als die Mitglieder es Europaausschusses des Vorarlberger Landtages
15 und letztens: dass Fluggesellschaften und Busunternehmen in Osteuropa unsicherer sind als hierzulande ist eine Legende: einen Hydraulikdefekt nach der Landung hatte der Swiss-Flieger in Zürich und der Bus, der uns vom Flughafen abholen sollte kam eine Stunde zu spät - ebenfalls wegen eines Defektes.
rauch - 30. Jun, 11:53