Alle 5 Tage ein Suizid
Im Jahr 2005 haben sich in Vorarlberg 69 Menschen selbst getötet. Das ist im Vergleich zum Jahr 2004 ein Anstieg um 21 Prozent.
Das wird - mit Recht - als besorgniserregend bezeichnet.
suizidbericht-2005 (pdf, 68 KB)
2004 wurden in Vorarlberg 57 Suizidfälle registriert. Im Vergleich zum Jahr 2003 waren das acht Fälle weniger.
Das wurde - zu Unrecht - als Erfolg bezeichnet:
suizidbericht-2004 (pdf, 228 KB)
Der Längsverlauf gibt auf jeden Fall Anlass zur Sorge:
suizidzahlen-vbg-1970-2003 (pdf, 43 KB)
Alle fünf Tage nimmt sich in Vorarlberg ein Mensch das Leben. Das sind die offiziell erfassten Zahlen. Die Dunkelziffer ist unbekannt, aber, Experten zufolge, beträchtlich.
Wie lange es dauert, bis wirksame Präventionsmassnahmen gesetzt werden,mag folgender kleiner Ausflug in die Geschichte verdeutlichen: Während meiner Tätigkeit in der Sozialpsychiatrie wollten meine KollegInnen und ich bereits im Jahr 1984 ein "Krisentelefon" einrichten. Ziel: Erreichbarkeit rund um die Uhr für suizidale Krisensituationen. Das Projekt wurde, nach langem Kampf, nicht genehmigt. Wir haben es dann selber, freiwillig und ehrenamtlich gestartet, mit abwechselndem Wochenend- und Nachtdienst.
Im Jahr 2006 wird die Einrichtung eines psychiatrischen Krisendienstes von der Landesregierung endlich realisiert - und als große Innovation und Meilenstein in der Prävention gepriesen...
Ein Mosaiksteinchen von vielen. Wenn ich das Bild komplettiere, kriege ich jedesmal einen Zorn: Umgang mit Sozialhilfebedürftigen; Umgang mit alleinerziehenden, arbeitsuchenden Müttern; Umgang mit der Zunahme an überschuldeten Haushalten; Umgang mit der Zunahme von jugendlichen Schulabbrechern.
Schnell ein Arbeitsgrüppchen, schnell ein Broschürchen, schnell eine Kampagne, schnell ein paar bunte Bilder. Bloss nicht genau hinschauen. Kostet nur Mühe und Geld.
Würde man die sozialen Indikatoren (vorhanden! in zig Jahresberichten von zig sozialen Einrichtungen beschrieben!) als gesellschaftliche Seismografen begreifen, müsste längst Erdbebenalarm herrschen.
Stattdessen lobt man sich schulterklopfend selber und bezichtigt die wenigen, denen die Veränderungen nicht nur auffallen, sondern das auch noch laut sagen als "Miesmacher".
Obwohl: ganz wohl ist den Schönredern, merke ich, auch nicht mehr in ihrer Haut. Zu offensichtlich sind die Risse in der Fassade...
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Genug gegrübelt. Und wieder rangeklotzt, Jungs. Boden, Arbeit, Kapital: Wer schafft am meisten? Ein Volk, ein Reich, ein Führer. Gott, Christus und der Heilige Geist. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Immer kommen sie zu dritt. Und man ist allein.
(aus: Hermann Peter Piwitt, Jahre unter ihnen; Wallstein Verlag)

Das wird - mit Recht - als besorgniserregend bezeichnet.
suizidbericht-2005 (pdf, 68 KB)
2004 wurden in Vorarlberg 57 Suizidfälle registriert. Im Vergleich zum Jahr 2003 waren das acht Fälle weniger.
Das wurde - zu Unrecht - als Erfolg bezeichnet:
suizidbericht-2004 (pdf, 228 KB)
Der Längsverlauf gibt auf jeden Fall Anlass zur Sorge:
suizidzahlen-vbg-1970-2003 (pdf, 43 KB)
Alle fünf Tage nimmt sich in Vorarlberg ein Mensch das Leben. Das sind die offiziell erfassten Zahlen. Die Dunkelziffer ist unbekannt, aber, Experten zufolge, beträchtlich.
Wie lange es dauert, bis wirksame Präventionsmassnahmen gesetzt werden,mag folgender kleiner Ausflug in die Geschichte verdeutlichen: Während meiner Tätigkeit in der Sozialpsychiatrie wollten meine KollegInnen und ich bereits im Jahr 1984 ein "Krisentelefon" einrichten. Ziel: Erreichbarkeit rund um die Uhr für suizidale Krisensituationen. Das Projekt wurde, nach langem Kampf, nicht genehmigt. Wir haben es dann selber, freiwillig und ehrenamtlich gestartet, mit abwechselndem Wochenend- und Nachtdienst.
Im Jahr 2006 wird die Einrichtung eines psychiatrischen Krisendienstes von der Landesregierung endlich realisiert - und als große Innovation und Meilenstein in der Prävention gepriesen...
Ein Mosaiksteinchen von vielen. Wenn ich das Bild komplettiere, kriege ich jedesmal einen Zorn: Umgang mit Sozialhilfebedürftigen; Umgang mit alleinerziehenden, arbeitsuchenden Müttern; Umgang mit der Zunahme an überschuldeten Haushalten; Umgang mit der Zunahme von jugendlichen Schulabbrechern.
Schnell ein Arbeitsgrüppchen, schnell ein Broschürchen, schnell eine Kampagne, schnell ein paar bunte Bilder. Bloss nicht genau hinschauen. Kostet nur Mühe und Geld.
Würde man die sozialen Indikatoren (vorhanden! in zig Jahresberichten von zig sozialen Einrichtungen beschrieben!) als gesellschaftliche Seismografen begreifen, müsste längst Erdbebenalarm herrschen.
Stattdessen lobt man sich schulterklopfend selber und bezichtigt die wenigen, denen die Veränderungen nicht nur auffallen, sondern das auch noch laut sagen als "Miesmacher".
Obwohl: ganz wohl ist den Schönredern, merke ich, auch nicht mehr in ihrer Haut. Zu offensichtlich sind die Risse in der Fassade...
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Genug gegrübelt. Und wieder rangeklotzt, Jungs. Boden, Arbeit, Kapital: Wer schafft am meisten? Ein Volk, ein Reich, ein Führer. Gott, Christus und der Heilige Geist. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. Immer kommen sie zu dritt. Und man ist allein.
(aus: Hermann Peter Piwitt, Jahre unter ihnen; Wallstein Verlag)

rauch - 29. Nov, 20:06
diewilli - 30. Nov, 20:44
Nicht nur diese indikatoren sind maßgeblich für diese Zahl an Suiziden, oft gibt es ganz andere Gründe. Sicherlich ist es wichtig das diese Punkte verbesser gehören, aber es dreht sich nicht alles um das liebe Geld. Suizid wird auch aus einer Unzufriedenheit heraus gemacht und auch sozial gut situierte Personen können unzufrieden sein oder psychisch Krank, was ein weiter wichtiger Punkt ist. Aber trotzdem Gut das du das Thema aufgreifst.
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