Zwei Anteile einer Grundgesamtheit so gegenüberzustellen, ist -egal was die eigentliche Aussage sein soll- ein perfider Taschenspielertrick, denn die beiden Anteile ergeben in summe immer 100% - daher die symmetrie der beiden anteile.
Trick #1: Die Skalen beginnen nicht bei 0, sondern bei einem nach belieben gewählten punkt.
Trick #2: Unterschiedliche Skalen für unterschiedliche Werte einer Grundgesamtheit.
Mit solchen Grafiken sollte man auch nicht im Sinne einer sinnvollen Botschaft agieren, da würde ich als fairer Schiedsrichter eine Rote Karte zücken. (oder wie man das im Fussball nennt, da kennst du dich besser aus ;-)
mlg,
eric
Kurt Greussing (Gast) - 28. Jun, 10:51
Sie haben recht ...
... einen statistischen Sachverhalt so darzustellen, ist nicht die feine englische Art. Ob so etwas "perfide" ist - na ja, da hängt die Beurteilung wohl vom Grundwutniveau des Betrachters ab.
In der Sache - und nach etwas mühseligem genauen Hinschauen - ist die Lage aber klar: Von 2000 bis 2007 hat es einen massiven Anstieg des Anteils der Unternehmens- und Vermögenseinkommen am Volkseinkommen gegeben (von ca. 27 auf ca. 36 %), während der Anteil der Arbeitnehmereinkommen im selben Ausmaß (von ca. 73 auf ca. 64 %) zurückgegangen ist.
Diese Verschiebung zugunsten der Unternehmens- und Vermögenseinkommen ist die strukturelle Ursache der sog. "Finanzkrise" seit 2008: Da der Konsum relativ und absolut zurückblieb, gab es für Unternehmer keinen Anlass, Gewinne in güter- und diestleistungsproduzierenden Sektoren zu investieren. Stattdessen strömte das produktiv nicht veranlagbare Kapital ins Kasino - also in den Finanzsektor und dort in spekulative Geschäfte, wo der Crash so sicher kommt wie das Amen im Gebet. Denn Spekulationen - bei Gebeten kann man geteilter Meinung sein - erfolgen nach dem "Prinzip des größeren Dummkopfs": Man hofft, dass es immer einen noch Dümmeren gibt, an den sich das spekulative Papier wertsteigernd verkaufen lässt - bis man eben selbst der größte Dummkopf ist, weil irgendwann Endstation ist und der Markt zusammenbricht.
Daraus folgt: Unternehmensgewinne und Vermögen (Stiftungen) viel stärker besteuern, damit in Richtung Konsum umverteilt wird - im Gesamtinteresse der Unternehmen. So funktioniert der Kapitalismus halt: er muss zu seinem Glück (d.h. zur Verteilung des Mehrwerts) gezwungen werden.
Herr "Eric P." erhebt folgende Einwände gegen das obige Diagramm:
Trick #1: Die Skalen beginnen nicht bei 0, sondern bei einem nach belieben gewählten punkt.
Trick #2: Unterschiedliche Skalen für unterschiedliche Werte einer Grundgesamtheit.
Zu 1: Warum muss eine Skala bei Null beginnen? Die Ausgangswerte sind klar bezeichnet (wenn auch durch die doppelte Skalierung mühselig zu lesen). Wo Null wäre, lässt sich dadurch inzweifelhaft bestimmen.
Zu 2: Die Skalen sind nicht unterschiedlich, sondern völlig identisch. Sie bezeichnen jeweils - in den gleichen Proportionen - prozentuale Anteile am Volkseinkommen.
Fazit: Die Darstellung ist nicht falsch, aber schwer zu lesen. Sie will zeigen, in welchem Ausmaß sich Arbeitnehmereinkommen einerseits und Unternehmenseinkommen andererseits verkehrtproportional entwickelt haben. Ich hätte das mit einem Flächendiagramm (de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A4chendiagramm) mit einheitlicher y-Achse gemacht.
perfide statistiktricks
Trick #1: Die Skalen beginnen nicht bei 0, sondern bei einem nach belieben gewählten punkt.
Trick #2: Unterschiedliche Skalen für unterschiedliche Werte einer Grundgesamtheit.
Mit solchen Grafiken sollte man auch nicht im Sinne einer sinnvollen Botschaft agieren, da würde ich als fairer Schiedsrichter eine Rote Karte zücken. (oder wie man das im Fussball nennt, da kennst du dich besser aus ;-)
mlg,
eric
Sie haben recht ...
In der Sache - und nach etwas mühseligem genauen Hinschauen - ist die Lage aber klar: Von 2000 bis 2007 hat es einen massiven Anstieg des Anteils der Unternehmens- und Vermögenseinkommen am Volkseinkommen gegeben (von ca. 27 auf ca. 36 %), während der Anteil der Arbeitnehmereinkommen im selben Ausmaß (von ca. 73 auf ca. 64 %) zurückgegangen ist.
Diese Verschiebung zugunsten der Unternehmens- und Vermögenseinkommen ist die strukturelle Ursache der sog. "Finanzkrise" seit 2008: Da der Konsum relativ und absolut zurückblieb, gab es für Unternehmer keinen Anlass, Gewinne in güter- und diestleistungsproduzierenden Sektoren zu investieren. Stattdessen strömte das produktiv nicht veranlagbare Kapital ins Kasino - also in den Finanzsektor und dort in spekulative Geschäfte, wo der Crash so sicher kommt wie das Amen im Gebet. Denn Spekulationen - bei Gebeten kann man geteilter Meinung sein - erfolgen nach dem "Prinzip des größeren Dummkopfs": Man hofft, dass es immer einen noch Dümmeren gibt, an den sich das spekulative Papier wertsteigernd verkaufen lässt - bis man eben selbst der größte Dummkopf ist, weil irgendwann Endstation ist und der Markt zusammenbricht.
Daraus folgt: Unternehmensgewinne und Vermögen (Stiftungen) viel stärker besteuern, damit in Richtung Konsum umverteilt wird - im Gesamtinteresse der Unternehmen. So funktioniert der Kapitalismus halt: er muss zu seinem Glück (d.h. zur Verteilung des Mehrwerts) gezwungen werden.
Stastiktricks?
Trick #1: Die Skalen beginnen nicht bei 0, sondern bei einem nach belieben gewählten punkt.
Trick #2: Unterschiedliche Skalen für unterschiedliche Werte einer Grundgesamtheit.
Zu 1: Warum muss eine Skala bei Null beginnen? Die Ausgangswerte sind klar bezeichnet (wenn auch durch die doppelte Skalierung mühselig zu lesen). Wo Null wäre, lässt sich dadurch inzweifelhaft bestimmen.
Zu 2: Die Skalen sind nicht unterschiedlich, sondern völlig identisch. Sie bezeichnen jeweils - in den gleichen Proportionen - prozentuale Anteile am Volkseinkommen.
Fazit: Die Darstellung ist nicht falsch, aber schwer zu lesen. Sie will zeigen, in welchem Ausmaß sich Arbeitnehmereinkommen einerseits und Unternehmenseinkommen andererseits verkehrtproportional entwickelt haben. Ich hätte das mit einem Flächendiagramm (de.wikipedia.org/wiki/Fl%C3%A4chendiagramm) mit einheitlicher y-Achse gemacht.